RIWA-Rijn fordert die EU auf: Umweltstandards für Lithium in Oberflächengewässern entwickeln

Die Produktion von Batterien wächst rasant. Damit steigen auch die Gewinnung, Verarbeitung und Einleitung von Lithium in Europa – unter anderem im Einzugsgebiet des Rheins. Dies stellt ein wachsendes Risiko für die Wasserqualität und die Trinkwasserversorgung in den Niederlanden dar.

Deshalb hat RIWA-Rijn im Namen der vom Rhein abhängigen niederländischen Trinkwasserversorger einen Brief an die Europäische Kommission geschickt. Ihre Forderung: Festlegung einer europäischen Umweltqualitätsnorm für Lithium in Oberflächengewässern. Obwohl das RIVM bereits 2023 einen indikativen Umweltsrisikogrenzwert von 11 µg/L für Süßwasserorganismen festgelegt hat, fehlt eine Umweltsqualitätsnorm wie sie für andere Metalle (Zink, Kupfer, Chrom) existiert. Aus dem aktuellen Jahresbericht von RIWA-Rijn geht hervor, dass die Lithiumkonzentration bei Lobith bereits jetzt bei etwa 13 µg/l liegt – und damit über diesem indikativen Grenzwert.

Lithium: erwarteter Anstieg durch industrielle Entwicklungen

Bis 2028 werden im Rheineinzugsgebiet voraussichtlich 200.000 Tonnen Lithiumsalze gewonnen, verarbeitet und recycelt. Allein die geplante Recyclinganlage in Dormagen (ab 2026) könnte die Lithiumkonzentration bei Lobith um 8 µg/L erhöhen.

Wasserqualität unter Druck

Der RIWA-Rijn-Jahresbericht für 2024 zeigt erneut, dass viele Stoffe im Rheinwasser die Zielwerte des European River Memorandum überschreiten. Dies erschwert den Einsatz von natürlicher, einfacher Reinigungsmethoden für die Trinkwassergewinnung. Laut dem Jahresbericht nimmt die Belastung durch städtische Abwässer, darunter auch Medikamentenrückstände, weiter zu. Dies steht im Widerspruch zum Reduktionsziel von 30 % aus dem Rhein-Aktionsprogramm 2040. Direktor Gerard Stroomberg betont, daß eine eine rasche Umsetzung einer vierten Reinigungsstufe in Kläranlagen erforderlich ist.

Prävention ist der Schlüssel

RIWA-Rijn setzt sich weiterhin für internationale Zusammenarbeit sowie klare Normen und deren Durchsetzung ein. Denn was nicht in das Oberlaufwasser des Rheins gelangt, muss auch nicht daraus entfernt werden. Eine europäische Umweltqualitätsnorm für Lithium ist daher für den Schutz unserer Trinkwasserquellen von entscheidender Bedeutung.

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Pressemitteilung ansehen

European River Memorandum (ERM)

Thematischer Bericht zur Reinigung

ICBR-Bericht zum Reduktionsziel

75 Jahre IKSR

Am 11. Juli feiert die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) ihr 75-jähriges Bestehen. Seit 1950 arbeiten die Anrainerstaaten grenzüberschreitend zusammen, um die Wasserqualität, die Ökologie und die Sicherheit des Rheins zu verbessern und zu schützen. RIWA-Rijn gratuliert der IKSR herzlich zu diesem besonderen Jubiläum.

Die Gründung der IKSR war ein entscheidender Schritt zum Schutz des Rheins als Lebensader Europas. Die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden hat zu verbindlichen Vereinbarungen über Wasserqualität, Schadstoffeinträge und ökologische Wiederherstellung geführt. Seitdem wurde viel erreicht: Die Wasserqualität hat sich deutlich verbessert und ikonische Arten wie der Lachs sind in den Rhein zurückgekehrt.

Enge Verbindung zwischen IKSR und RIWA-Rijn

Für RIWA-Rijn ist dieses Jubiläum auch ein Moment der Rückschau. Nur ein Jahr nach der Gründung der IKSR – im Jahr 1951 – kamen vier niederländische Trinkwasserversorger zusammen, um über die zunehmende Verschmutzung des Rheins zu beraten. Dieses Treffen legte den Grundstein für die Gründung von RIWA-Rijn. Durch die IKSR entstand ein strukturiertes internationales Forum, in dem auch die Anliegen der Trinkwasserversorgung Gehör fanden.

Heute bringt RIWA-Rijn weiterhin aktiv Fachwissen in die Arbeit der IKSR ein – unter anderem in Arbeitsgruppen zu Wasserqualität, neuen Schadstoffen und Monitoring. Unter dem Motto „was nicht eingeleitet wird, muss auch nicht entfernt werden“ identifiziert RIWA-Rijn Risiken im Rheineinzugsgebiet und setzt sich für den nachhaltigen Schutz der Trinkwasserressourcen ein.

Herausforderungen: Lithium und andere neue Stoffe

Das 75-jährige Bestehen der IKSR fällt in eine Zeit neuer Herausforderungen. Industrielle Einleitungen führen zu einer immer komplexeren Verschmutzung des Rheins. Im vergangenen Jahr widmete die Rheinkommission dem Thema PFAS bereits besondere Aufmerksamkeit. In diesem Jahr äußert RIWA-Rijn Besorgnis über den Abbau und die Verarbeitung von Lithium im Rheineinzugsgebiet. Lithium ist für die Energiewende unverzichtbar, birgt aber auch Risiken für die Wasserqualität. RIWA-Rijn plädiert daher für die gemeinsame Entwicklung eines Umweltqualitätsstandards für Lithium – damit auch künftige Generationen auf sauberes und sicheres Trinkwasser aus dem Rhein vertrauen können.

Gemeinsame Verantwortung

Die Geschichte der IKSR zeigt: Internationale Zusammenarbeit wirkt – aber sie braucht anhaltendes Engagement. RIWA-Rijn wird auch in Zukunft Wissen, Daten und Besorgnisse einbringen, um den Rhein als verlässliche Trinkwasserquelle dauerhaft zu sichern.

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